"Die Sache mit Bogart
ist die..."
Aufführung des Grundkurses "Dramatisches Gestalten"
am 29. und 30. März 2001
Sharon:
"Oh, Allan, du bist fantastisch... Bis zur heutigen Nacht haben
die Ärzte behauptet, ich sei frigide. Ich möchte dir danken,
dass du ihnen das Gegenteil bewiesen hast."
Allan:
"Wenn du irgendwelche Freundinnen mit denselben Problemen hast,
schick sie vorbei."
Sharon:
"Als Dick und Linda von dir sprachen, gebrauchten sie Ausdrücke
wie genial und brillant. Sie haben nie gesagt, dass du auch ein
wildes Tier bist."
Wo befinden wir uns? In einem Kinofilm ab 18? In Würzburgs
Vergnügungsmeile? … Nein. Im Röntgen-Gymnasium!
Die Schüler des Grundkurses "Dramatisches Gestalten"
geben "Die Sache mit Bogart ist die…", frei nach
Woody Allen: "Spiel's nochmal, Sam".
Sie tun es gekonnt. Allen voran Florian Federl, dem
man den von Komplexen geplagten, sich in Tagträume flüchtenden
(siehe oben) Neurotiker Allan abnimmt. Carolin Hebig spielt seine
lebenszugewandte Exfrau Nancy und macht es nachvollziehbar, warum
diese es nicht mehr mit ihrem komplizierten Ehemann aushielt. Anica
Fischer verkörpert dagegen die mit-leidende Freundin Allans
und fast spröde wirkende Ehefrau von Dick Christie. Michael
Bötsch beweist als Dick Christie Wandlungsfähigkeit: Er
spielt einen hektischen Businessman aus der Vor-Handy-Zeit, der
ein Geschäft nach dem anderen in den Sand setzt. Als sich Allan
in seine Frau verliebt, erscheint er in Allans Fantasien mal als
beherrschter Ehemann, der sich kühlen Herzens mit einer Eskimofrau
tröstet, mal als heißblütig tobender italienischer
Gatte. Dieser Temperamentsausbruch wird vom Publikum prompt mit
Szenenapplaus belohnt. Auch Noelle Verstappen zeigt in ihrer Rolle
als Sharon sehr überzeugend zwei unterschiedliche Gesichter:
War sie eben noch die anschmiegsame Geliebte, spielt sie unmittelbar
darauf die souveräne Karrierefrau. Sie eröffnet den Reigen
der von Allan vergeblich umworbenen Frauen: Sehr wirkungsvoll setzt
sich dabei Anne Amon mit großem Selbstbewusstsein und ohne
Scheu als wahre Sexbombe in Szene. Maike Beyer erscheint mit schwarzumränderten
Augen wie eine Weltmeisterin des Weltschmerzes. Lena Kern wirkt
in der Tat sehr katholisch, und auch beim Discogirl Nadine Lohn
blitzt Allan ab. Doch als schließlich Lucia Metz intellektuell-kurzsichtig
in Allans Wohnung stolpert, erkennt man auf den ersten Blick, dass
endlich "die Richtige" die Bühne betritt. Fasziniert
lauscht sie Allan, als er mit seinen Ausführungen anhebt: "Die
Sache mit Bogart ist die…". Eben! Da ist ja noch Humphrey
Bogart, dem Film "Casablanca" entsprungen und Allans innerer
Begleiter! Er wird von Jan Friedmann im klassischen Trenchcoat und
mit Hut in kontrollierter Art wirklich "cool" gespielt.
Der Barkeeper Karl und der Pianist Sam stehen ihm zur Seite. Diese
zwei Nebenrollen sind Stefan Baus und Michael Metzger auf den Leib
geschneidert.
Das Bühnenbild entspricht den beiden Ebenen,
auf denen das Stück spielt: Die Hauptbühne bleibt Allans
Wohnzimmer vorbehalten. Rechts von der Hauptbühne wird die
Schlussszene von "Casablanca" projiziert, links von der
Hauptbühne ist Ricks Bar aus diesem Film nachgebaut. Von hier
aus begibt sich Humphrey Bogart nach oben, um dem unbeholfenen Allan
unter die Arme zu greifen.
Darüber hinaus markieren Licht- und Tonregie
die Wechsel zwischen Außen- und Innenwelt. Diese -gut gemeisterten
- Wechsel sind es, die der Aufführung viel Witz und Leben verleihen.
Die Regie führt die Schauspieler mit sicherer Hand durch das
Stück. Diese sprechen ihre Rollen nicht nur gut artikuliert,
sondern haben auch genug Freiraum, ihre Rollen zu spielen. Doch
wäre es noch möglich gewesen, das gleich bleibend verhaltene
Tempo in der zweiten Hälfte anzuziehen, die Aufführung
rasanter und temperamentvoller zum Schluss zu führen, mit einer
Steigerung das Finale zu erreichen: Allan braucht Bogart nicht mehr
als seinen Ratgeber, denn er ist selbst ein "Frauenheld"
geworden!
Bleibt das Resümee zu ziehen: Der Grundkurs "Dramatisches
Gestalten" hat unter der Leitung von Christine Martin sowohl
bei der Inszenierung als auch bei der Auswahl des Stückes eine
glückliche Hand bewiesen. "Die Sache mit Bogart ist die..."
zeigt auf unterhaltsame Weise die Diskrepanz zwischen Anspruch und
Wirklichkeit, die - Hand aufs Herz - jedem bekannt ist. Hier wird
sie zum Lachen freigegeben!
OStRin Karin Bachl
Quelle: Jahresbericht des RGW, Schuljahr 2000 - 2001